In unserem Projekt wohnen inzwischen 13 Kinder, ein großer Knubbel zwischen 8 und 4 Jahren. Und da lohnen sich auch große Spielgeräte. Deshalb haben wir neben dem großen Trampolin, der Netzschaukel, einem Fuhrpark von Lauf- und Kinderfahrrädern im Sommer ein neues Spielhäuschen installiert. Und weil wir es nicht neu kaufen wollten, wurde es erst auf der anderen Seite von Berlin abgebaut. Und dann bei uns zuhause neu zusammengepuzzelt.
Wie bei jedem Bauprojekt auf unserem Grundstück war wieder mal der Boden das Problem. An der Stelle des Häuschens wollten wir früher schon mal ein Beet anlegen. Das wurde dann schnell zusammengestrichen, weil alte Fundamente im Boden sind. Dieses Mal waren wir mit Flex, Brechstange und Metallstange am Werk, bis dann endlich die Bodenanker fest saßen.
Seitdem wurde aus Paletten noch ein weiteres kleines Häuschen gebaut, wir sind gespannt, was die Kinder damit weiter machen werden.
Corona trifft Hausprojekte auf eine besondere Art. Nach einem Jahr blicken wir zurück.
Wo vorher viel Gemeinschaft ist, entsteht plötzlich Abstand und die Aufgabe, Coronaregeln auf das enge Zusammenleben von 20 und mehr Menschen zu transponieren.
Im März der ersten Welle machten wir schnell dicht, alle acht Kitakinder blieben wochenlang zuhause. Alle Arbeit die am Schreibtisch ging, ging jetzt am Schreibtisch im WG Zimmer oder im gemeinsamen Arbeitszimmer. Für manche brach 100% Einkommen weg, weil Rikscha fahren in Berlin erstmal abgesagt war, manche mussten weiter „draußen“ arbeiten, weil soziale Arbeit, Tiermedizin und Geburtshilfe halt nicht zuhause gehen.
Aber anders als im Herbst trafen wir für uns die Regel: da draußen ist Corona, hier drinnen sind wir. Und angesichts niedriger Zahlen außerhalb NRWs hatten wir viel Zeit gemeinsam. Alle Kinder wurden zusammen in der Hauskita bekümmert, es enstanden über den Sommer regelmäßige Treffen zum Tangotanzen, für Tai-Chi, eine Gruppe zum gemeinsamen Kleider stopfen, ein Spanischstammtisch und ein Chor.
Mit der heranrollenden Welle in der Fläche im Herbst konnten wir das nicht mehr vertreten. Seit einem halben Jahr sind wir auf die WGs zurückgeworfen, Kontakte zu anderen Projektbewohner*innen sind selten, hauptsächlich draußen und werden ins Kontakttagebuch eingetragen. Einige kurze Wochen waren Kinder noch in Kitas, aber seit November sind einige, seit Januar alle wieder zuhause – diesmal nur mit den Kindern aus ihrem Haus, um die Gruppen klein zu halten.
Und was sich jetzt schnell erzählt ist das Ergebnis von vielen Plenumsdiskussionen. Nur zögerlich wechselten wir im Herbst 2020 auf Zoomplena, seitdem sitzen jede Woche 15 Menschen in ihren WGs, zwanzig Meter Luftlinie voneinander entfernt und haben manchmal ihr Mikro nicht enstummt oder sind eingefroren. Der Absturz vom Gefühl der Gemeinschaft und der Erfahrung, Corona gemeinsam zu durchstehen auf vereinzelte, protokollierte Kontakte zu anderen WGs hat viele von uns sehr traurig gemacht. Bei Gruppentreffen am Lagerfeuer mit Abstand und Supervision haben wir es aber immer wieder geschafft, Sicherheit, Infektionsschutz und Verständnis füreinander gleichermaßen zu schaffen. Und auch in dieser Krise tragen wir uns gegenseitig solidarisch. Mieten – ohnehin schon nach Bieter*innenverfahren festgelegt – haben wir zu Anfang der Pandemie angepasst um Mitbewohner*innen mit Einkommenseinbußen nicht allein zu lassen. Weiterhin wird jeden Tag für alle gekocht und wer Homeoffice mit Kindern zwischen 3 und 6 machen muss, wird den Wert unserer gemeinsamen Kinderbetreuung schnell erkennen.
Der beginnende Sommer lässt uns jetzt unser grandioses Grundstück langsam wieder auskosten. Auch wenn die meisten von uns die Friedrich Rumpf Straße kaum einmal verlassen, haben wir so Luft, Weite und mal wieder einen gemeinsamen Kaffee in der Sonne. Dieses Privileg, Platz haben, den Kopf mal auszulüften, mal raus kommen, können wir gerade gar nicht hoch genug schätzen.
Und bei allem Stress durch unsichere Jobsituation, Kinder im Homeoffice, Besuche in anderen WGs nur mit FFP2-Maske hat uns dieses Jahr Pandemie gelehrt: fast nirgendwo könnte es uns wohl besser gehen als in unserem Hausprojekt. Unsere Gemeinschaft hat ihre Resilienz gezeigt, auch unter widrigen Bedingungen ist es besser, zusammen statt allein zu sein.
Und: wir hatten einige Einschläge in der Nähe, Familienmitgleider, Bekannte, Kolleg*innen und Freund*innen hatten Corona. Aber unsere Häuser bleiben weiterhin eine #zerocovid Zone.
Unser zweites großes Bauprojekt ist fertig! Der Altbau ist bezogen, eingerichtet und nur noch kleinste Bauarbeiten bleiben. Ziemlich im Zeitplan fanden im Januar große Umzüge von vier Menschen aus Berlin heraus nach Brandenburg statt. Okay, das Treppenhaus muss noch gestrichen werden und letzte Bäder sind erst im Juli fertig.
Der Altbau von Außen – vorher
Der Altbau von Außen – nachher
Der Altbau – ganz früher eine alte Bäckerei und von uns deshalb auch das Backhaus genannt – beherbergt nun unsere größte WG mit sieben Erwachsenen und drei Kindern. Im Erdgeschoss ist ein großer Veranstaltungsraum eingerichtet, den wir nach Corona dann auch tatsächlich nutzen können für Yoga- und Tangokurse, für Polittreffen, für Kinoabende und natürlich für unsere Hausplena. Neben der großen WG-Küche im Dachgeschoss, entsteht im Erdgeschoss außerdem eine zweite Küche zum Ausweichen mit Gästen und als Teeküche für das gemeinschaftliche Arbeitszzimmer.
Erdgeschoss vorher
Erdgeschoss nachher
Wie beim Strohhaus hatten wir Glück mit dem Bauprozess, größere Verzögerungen und Baustellenstillstände blieben uns erspart. Unser Motto vom ersten Haus bleibt: kein Baustopp, kein Burnout! Zum Beispiel waren wir beim Strohhaus wir mit dem Lehmputz zu weit in den Herbst und Winter geraten und mussten mit Diesel-Heißluftgeräten den Lehm trocknen, diesmal waren wir schneller. Spürbar war aber, dass Baukosten und Handwerker*innenmangel die Preise im Vergleich zu vor drei Jahren nach oben getrieben haben, fast hätten wir überhaupt keine Sanitärfirma gefunden.
Das Dachgeschoss vorher
Das Dachgeschoss nacher – mit großer WG-Küche
Und wir haben aus unserem ersten Hausbau als Gruppe gelernt: unsere Eigenleistungen wurden noch einmal runtergeschraubt, denn anders als beim Strohbau haben inzwischen viele in der Gruppe Kinder. Das zweite Haus haben wir deshalb mit schnelleren Plenumsdiskussionen, mehr Vertrauen und Spielraum für unsere Bau-AG und etwas weniger auf dem Zahnfleisch gehend fertigbekommen. Es blieb immer noch genug zu tun, zum Beispiel die historischen Dielen auszubauen, zu säubern und neu zu verlegen.
Zwei Häuser – Ein Projekt
Jetzt sind wir also zwei Häuser und ein Projekt und geben uns erst einmal eine Baupause – zumindest für die ganz großen Projekte. Unsere Einweihungsparty fiel wegen Corona leider ins Wasser, das werden wir dann irgendwann als gigantische Post-Corona-Projektfeier nachholen. Wir sind stolz, inzwischen schon zwei Häuser gebaut zu haben und als Gruppe an diesen Bauten gewachsen und zu sein. Wir kommen an in Wustermark und auf unserem Gelände und freuen uns auf die nächsten Jahre miteinander.
Seit dem Sommer arbeiten wir eifrig an der Sanierung vom Altbau. Innen hat er einen neuen Grundriss bekommen, damit sich zukünftig unsere Groß-WG darin wohlfühlt.
Außen erstrahlt er jetzt in seiner finalen Farbe. Die letzte Schicht Kalkputz trocknet gerade und das neue Dach hat seine Standfestigung schon in einigen Unwettern bewiesen. Unter dem Putz wärmen uns recycelte Jutesäcke. Diese wurden als fertige Dämmplatten zusätzlich von unserem Lieblings-Handwerker*innen-Kollektiv Hacke&Hobel auf der alten Fassade befestigt.
Nord-Seite Altbau
Hier die Nordseite vom Altbau. Sie hat ein paar zusätzliche Fenster bekommen, damit den Leuten, die vom Strohballenhaus in den Altbau ziehen, der Abschied nicht so schwer fällt. Auch die Südseite hat jetzt mehr Fenster. So werden die Zimmer mit dem neuen Grundriss noch wohlnlicher.
Im Keller werkelt weiter unsere Holzpelletheizung. Diese muss bald zeigen, ob sie Alt- und Neubau zusammen beheizen kann. Wir hoffen, dass Ende des Jahres der Einzug stattfinden kann.
Neues Jahr, neue Pläne – und hin und wieder werden Dinge fertiggestellt. Das neueste Schmuckstück: eine dicke Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Scheune. Endlich können wir unseren eigenen Strom produzieren. Die Scheune streckt ihre riesige Schokoladenseite nach Süden, direkt der Sonne ins Gesicht. Alles, was wir nicht selbst verbrauchen, wird ins Stromnetz eingespeist.
Ökostrom pur – volle Breitseite Solarpower
Ein Blick auf die inneren Werte. Der Wechselrichter zeigt die aktuelle Leistung: knapp 400 Watt.
Der Wechselrichter plaudert aus dem Nähkästchen
Leider nicht so rosig wie auf dem Bild oben: morgens an einem kalten, regnerischen Januartag. Nicht viel Leistung, dafür werden die Module mal schön sauber geregnet. Und für einen warmen Tee beim Schreiben dieses Artikels reicht es locker.
Unsere Scheune hat diesen Spätsommer eine Rundum-Notfallkur bekommen, damit sie die nächsten Jahre noch gut übersteht und außerdem unser neues Photovoltaik-Dach unerschrocken tragen kann.
Die alten Biberschwänze wurden säuberlich archiviert – damit sie später auf einem anderen Gebäude in neuem Glanz erstrahlen mögen.
Das Dach ist nun neu gedeckt, Risse in den Mauern wurden verputzt, viele der alten Kappendecken mussten rausgeklopft und mit Holzbalken verstrebt werden. Einige der alten Dachbalken haben sich als morsch erwiesen und wurden ausgetauscht.
Das Dach ist skelettiert und bereit für die neue Dachhaut
Außerdem hat die Scheune dort, wo man gefährlich von Stahlträger zu Stahlträger hüpfen musste, um nicht auf die maroden Kappendecken zu treten und durchzubrechen, nun einen wunderschönen Holzboden!
Spiderman und sein Dachdecker-Kollege decken die neuen Dachpfannen
Noch dient er uns primär als Stauraum, der im Haus kaum vorhanden ist. Im Sommer kommen hoffentlich weitere schöne Nutzungsmöglichkeiten dazu. Tanzen, Yoga, Kurse… Den Hofcharakter des Grundstücks zu erhalten muss allerdings auch irgendwie finanziell gestemmt werden, wir sind also weiterhin über Direktkredite von Freunden, Familie und sonstigen Unterstützern dankbar. Und freuen uns derweil über das bald angeschlossene Solardach auf unserer schönen Scheune!
Diesen August haben wir uns im Hochzeitsfeiern probiert und befinden: das geht ganz phantastisch!
Übrig sind wunderschöne Fotos und Erinnerungen, u.a. auch an die hüpf- und tanzbeinanimierende Band „Berlin Brass Caravan“. Ebenso erhalten bleibt uns eine tolle Tanz- und Spielbühne, die auf ihren Einsatz beim nächsten Sommerfest wartet.
Ein riesengroßes Dankeschön geht an alle Mitbewohner*innen und sonstigen Familienmitglieder für die wunderbare Deko, unglaubliche Unterstützung, die Tanzfreude und so viel mehr!
Ein befreundeter Imker, nennen wir ihn Thomas, meinte zu uns: toller Standort hier! Voll-Sonne und windschattig, Wiesen, Sträuche und Obstbäume drum herum, der Kanal und die großen Trachten wie Raps und Linde in der Nähe… alles Gute beisammen, was Bienen glücklich macht.
erste verdeckelte Waben im Rähmchen und es sollten noch viele weitere folgen
Nachdem wir bereits die ersten Bienen- und Schmetterlingssträucher vor 2-3 Jahren gepflanzt hatten und wir unseren Garten versuchen hier und da nach Permakulturprinzipien schön vielfältig zu gestalten, waren wir natürlich super stolz und glücklich über diese Aussage… und hoch motiviert! Kurzerhand haben sich 3-4 Leute aus der Gruppe gefunden, die das Imkern lernen wollten. Im Frühling hielten dann drei Völker von Thomas Einzug in unseren Garten – eines davon in einen Schaukasten, damit alle was zum Gucken haben. Sau spannend!!! Ab da an ging auch schon die Saison los und so gab es seitdem jedes Wochenende eine neue Praxis-Lehreinheit von Thomas zu Themen wie Weiselzellen, Schwarmtriebigkeit, Ablegerbildung, Varoamilben und Ameisensäure. Meist gut geschützt mit Smoker und Schutzhüten/-jacken waren wir mittendrin im Geschehen und vorfreudig auf den ersten eigenen Honig.
die Schubkarren stehen bereit, um die schweren Honig-beladenen Rähmchen zur Schleuder zu fahren
Schon der erste Schleudergang im Mai brachte satte 40 kg des zwartgelben Goldes und allerhand Muckis und Schweißperlen auf der Stirn, weil die vollen Waben alle per Hand geschleudert wurden. Jaaa, wenn schon den Bienen Futter klauen, dann wenigsten wohlverdient 😉
Und er schmeckt leeeecker, unser Honig! Und der Garten freut sich sowieso…
Sie hat uns immer an die Vergänglichkeit menschlicher Schaffenskraft erinnert und war ein imposantes Beispiel, wie die Natur ohne Baunantrag und Architekt*in unserer Südscheune ein Gründacht gebaut hat. Doch unser Entschluss stand fest … alles hat ein Ende!
Aus dem Hinterhalt schlich sich ein Mini-Bagger heran, der sein zerstörerisches Werk im Innern der Scheune begann. Sein großer Bruder kam später hinzu und hollte sich die Fillet-Stücken heraus: die alten Stahlträger werden wieder eingeschmolzen.
Dann ging alles ganz schnell…
Mittlerweile erinnern nur noch ein paar sauber abgeputzte Steine auf Paletten an die Existenz der Scheune. Die haben wir für spätere Bauprojekte zur Seite gelegt. Recycling ist wichtig! 😉
Das Richtfest für das neue Stroh-Lehm-Holz-Haus wird voraussichtlich im August stattfinden. Der Termin wird erst recht kurzfristig feststehen. Hier gibts mehr Infos über unser ökologisches Bauvorhaben.