Bautag im Februar

Unser Februarbautag war etwas reduziert. Wegen Coronakontakten sind nicht alle Kinder zusammen betreut (es sind also weniger Eltern zum Bauen frei). Tatsächlich haben wir auch nach zwei Jahren erfolgreicher Abwehr nun innerhalb von zwei Wochen zwei positive Mitbewohner*innen. Das Bautagsteam trat also in etwas reduzierter Stärke an. Und trotzte einen Samstag lang dem Sturm.

Auf der To-Do Liste standen heute ein Grabenaushub rund um den Altbau. Der wird dann beim nächsten Bautag mit Kies gefüllt und so sickert dann das Regenwasser besser weg. Außerdem wurde das Arbeitszimmer im Altbau aufgeräumt, eine kleine Trauerweide eingepflanzt (vorher stand sie auf dem Balkon einer Mitbewohner*in in Berlin in einem Balkonkasten). Und in der Küche im Erdgeschoß des Altbaus fehlten noch schöne, selbstgebaute Schranktüren – nach heute nicht mehr. Im Veranstaltungsraum wurden endlich mal die Fensterbretter angeschliffen und geölt.

Sturmschäden – nicht schlimm! :)

Der starke Sturm der letzten zwei Tage hatte an unserer noch ziemlich neu gedeckten Scheune mehrere Ziegel runtergeholt. Noch während es richtig stark windete – und zum Glück vor dem später einsetzenden Regen – konnten wir von innen neue Ziegel befestigen.

Ansonsten ging alles verhältnismäßig glimpflich ab. Eine schon sehr alte und abgestorbene Weide ist endgültig umgebogen und eine unserer vielen Tannen hat es auch erwischt. Zum Glück haben wir ja einen gelernten Baumpfleger im Projekt: https://arborfactum.de/

Bautag im Januar

Jeden Monat treffen wir uns für einen gemeinsamen Bautag. Auch wenn die Häuser fertig gebaut sind, ein so großes Grundstück mit Schuppen, Scheunen, Gelände und Werkstätten macht immer Arbeit.

Im Januar hacken wir Holz, das unser baumpflegender Mitbewohner besorgt hat und das sich im Holzschuppen gesammelt hat. Große Holzstapel, die noch vom Abriß der Südscheune auf dem Gelände lagern, werden sortiert nach Bauholz, Feuerholz oder Kompostholz. Und der Kompost wird umgesetzt. Außerdem reparieren wir eine kleine Treppe vor dem Strohhaus, das Provisorium ist nach fast fünf Jahren dann doch mal hinüber.

Alles schön mit holz

Vieles im Projekt bauen wir selbst, kleine Möbelteile oder Kinderspielhäuser, oder müssen mal die Draußentische neu schleifen und ölen. Viel mit Holz also. Und wo wir uns unseren Berliner WGs gerade mal mit Akkuschrauber und hoffentlich heilem Zollstock unterwegs waren, haben wir inzwischen genug kollektives Werkzeug, um unsere Holzwerkstatt zu füllen.

In der Nordscheune haben wir dieses Jahr den Plan umgesetzt, einen Raum als Holzwerkstatt vernünftig einzurichten. Dazu mussten wir erstmal die alten Futtertröge wegstemmen und das Kopfsteinpflaster aus dem Boden nehmen. Dann haben wir extern beauftragt neuen Estrichboden gießen lassen. Und inzwischen haben wir verschiedene Säge- und Zimmereitische, sogar eine alte schön restaurierte Hobelbank.

Im hinteren Raum ist nun außerdem ein schön sortiertes Holzlager. Noch zehren wir vom alten Dachstuhl der abgerissenen Südscheune, aber zumindest die Schnittreste der Dielen vom Hausbau sind inzwischen fast vollständig recyclet und verbaut. 🙂

Flamenco Party im Spätsommer

Als es dieses Jahr einmal kurz coronmäßig vertretbar schien, haben wir draußen und in der goldenen Herbstsonne unsere Bühne für ein Flamencokonzert genutzt. Anders als sonst waren wir nicht generalstabsmäßig organisiert, sondern drei, vier Leute haben es in die Hand genommen, etwas fürs Buffet vorbereitet und fertig war unser Spät-Sommerfest.

Vielen Dank an Azuleo, dass sie für uns gespielt haben! Hier findet ihr die Musik: http://www.azuleo.de/

5000m² Sensenfläche

Unser Grundstück hat einen oberen und einen unteren Teil, beide ungefähr gleich groß. Und während wir den oberen Teil urbar gemacht haben, ist die untere Hälft vor allem eine große wilde Wiese. In diesem Sommer haben wir das erste Mal versucht, das hohe Gras zu sensen. In den letzten Jahren hatte das ein örtlicher Bauer für uns gemäht, aber mit immer mehr kleinen Bäumchen, Gartenbau und neuen Ecken wird es langsam schwierig mit dem Mähdrescher.

Ein Freund des Projektes brachte uns also das Sensen bei, vom Dengeln (also dem flach Hämmern einer zu dicken Schneide) bis zum Schärfen. Einen Vormittag lang haben wir dann gesenst, aber sind ganz ehrlich: die ganze Wiese hatten wir da noch lange nicht geschafft… 🙂 Zum Glück lassen wir ohnehin immer wieder kleine Inseln stehen, um kleine Biotope und Artenvielfalt zu erhalten.

Honigernte

Seit 2018 haben wir Bienen auf unserem Grundstück. Eine kleine Gruppe von WuWis hat sich von einem befreundeten Imker in die Kunst des Imkerns einführen lassen und seitdem mussten wir nur noch ein einziges Mal Honig kaufen. 🙂

Die Körbe stehen auf dem unteren Teil unseres Geländes und inzwischen haben wird drei eigene Völker. Zweimal im Jahr wird geerntet, im Mai/Juni gab es die erste Runde, etwa zwei Monate später die zweite. Und unsere völlig angstfreien und danach etwas klebrigen Kinder, bedienen sich direkt am frischen Honig.

Die Ausbeute in diesem Jahr: fast 90 kg Honig.

Noch mehr Bienencontent von 2018 gibt es hier: http://wurzelnundwirken.de/2018/05/28/summsummsumm-bienchen-summ-herum/

Ein neues altes Spielhäuschen

In unserem Projekt wohnen inzwischen 13 Kinder, ein großer Knubbel zwischen 8 und 4 Jahren. Und da lohnen sich auch große Spielgeräte. Deshalb haben wir neben dem großen Trampolin, der Netzschaukel, einem Fuhrpark von Lauf- und Kinderfahrrädern im Sommer ein neues Spielhäuschen installiert. Und weil wir es nicht neu kaufen wollten, wurde es erst auf der anderen Seite von Berlin abgebaut. Und dann bei uns zuhause neu zusammengepuzzelt.

Wie bei jedem Bauprojekt auf unserem Grundstück war wieder mal der Boden das Problem. An der Stelle des Häuschens wollten wir früher schon mal ein Beet anlegen. Das wurde dann schnell zusammengestrichen, weil alte Fundamente im Boden sind. Dieses Mal waren wir mit Flex, Brechstange und Metallstange am Werk, bis dann endlich die Bodenanker fest saßen.

Seitdem wurde aus Paletten noch ein weiteres kleines Häuschen gebaut, wir sind gespannt, was die Kinder damit weiter machen werden.

Wohnprojektleben in Zeiten pandemischer Unruhen

Corona trifft Hausprojekte auf eine besondere Art. Nach einem Jahr blicken wir zurück.

Wo vorher viel Gemeinschaft ist, entsteht plötzlich Abstand und die Aufgabe, Coronaregeln auf das enge Zusammenleben von 20 und mehr Menschen zu transponieren.

Im März der ersten Welle machten wir schnell dicht, alle acht Kitakinder blieben wochenlang zuhause. Alle Arbeit die am Schreibtisch ging, ging jetzt am Schreibtisch im WG Zimmer oder im gemeinsamen Arbeitszimmer. Für manche brach 100% Einkommen weg, weil Rikscha fahren in Berlin erstmal abgesagt war, manche mussten weiter „draußen“ arbeiten, weil soziale Arbeit, Tiermedizin und Geburtshilfe halt nicht zuhause gehen.

Aber anders als im Herbst trafen wir für uns die Regel: da draußen ist Corona, hier drinnen sind wir. Und angesichts niedriger Zahlen außerhalb NRWs hatten wir viel Zeit gemeinsam. Alle Kinder wurden zusammen in der Hauskita bekümmert, es enstanden über den Sommer regelmäßige Treffen zum Tangotanzen, für Tai-Chi, eine Gruppe zum gemeinsamen Kleider stopfen, ein Spanischstammtisch und ein Chor.

Mit der heranrollenden Welle in der Fläche im Herbst konnten wir das nicht mehr vertreten. Seit einem halben Jahr sind wir auf die WGs zurückgeworfen, Kontakte zu anderen Projektbewohner*innen sind selten, hauptsächlich draußen und werden ins Kontakttagebuch eingetragen. Einige kurze Wochen waren Kinder noch in Kitas, aber seit November sind einige, seit Januar alle wieder zuhause – diesmal nur mit den Kindern aus ihrem Haus, um die Gruppen klein zu halten.

Und was sich jetzt schnell erzählt ist das Ergebnis von vielen Plenumsdiskussionen. Nur zögerlich wechselten wir im Herbst 2020 auf Zoomplena, seitdem sitzen jede Woche 15 Menschen in ihren WGs, zwanzig Meter Luftlinie voneinander entfernt und haben manchmal ihr Mikro nicht enstummt oder sind eingefroren. Der Absturz vom Gefühl der Gemeinschaft und der Erfahrung, Corona gemeinsam zu durchstehen auf vereinzelte, protokollierte Kontakte zu anderen WGs hat viele von uns sehr traurig gemacht. Bei Gruppentreffen am Lagerfeuer mit Abstand und Supervision haben wir es aber immer wieder geschafft, Sicherheit, Infektionsschutz und Verständnis füreinander gleichermaßen zu schaffen. Und auch in dieser Krise tragen wir uns gegenseitig solidarisch. Mieten – ohnehin schon nach Bieter*innenverfahren festgelegt – haben wir zu Anfang der Pandemie angepasst um Mitbewohner*innen mit Einkommenseinbußen nicht allein zu lassen. Weiterhin wird jeden Tag für alle gekocht und wer Homeoffice mit Kindern zwischen 3 und 6 machen muss, wird den Wert unserer gemeinsamen Kinderbetreuung schnell erkennen.

Der beginnende Sommer lässt uns jetzt unser grandioses Grundstück langsam wieder auskosten. Auch wenn die meisten von uns die Friedrich Rumpf Straße kaum einmal verlassen, haben wir so Luft, Weite und mal wieder einen gemeinsamen Kaffee in der Sonne. Dieses Privileg, Platz haben, den Kopf mal auszulüften, mal raus kommen, können wir gerade gar nicht hoch genug schätzen.

Und bei allem Stress durch unsichere Jobsituation, Kinder im Homeoffice, Besuche in anderen WGs nur mit FFP2-Maske hat uns dieses Jahr Pandemie gelehrt: fast nirgendwo könnte es uns wohl besser gehen als in unserem Hausprojekt. Unsere Gemeinschaft hat ihre Resilienz gezeigt, auch unter widrigen Bedingungen ist es besser, zusammen statt allein zu sein.

Und: wir hatten einige Einschläge in der Nähe, Familienmitgleider, Bekannte, Kolleg*innen und Freund*innen hatten Corona. Aber unsere Häuser bleiben weiterhin eine #zerocovid Zone.

Unser blaues Wunder

Unser zweites großes Bauprojekt ist fertig! Der Altbau ist bezogen, eingerichtet und nur noch kleinste Bauarbeiten bleiben. Ziemlich im Zeitplan fanden im Januar große Umzüge von vier Menschen aus Berlin heraus nach Brandenburg statt. Okay, das Treppenhaus muss noch gestrichen werden und letzte Bäder sind erst im Juli fertig.


Der Altbau – ganz früher eine alte Bäckerei und von uns deshalb auch das Backhaus genannt – beherbergt nun unsere größte WG mit sieben Erwachsenen und drei Kindern. Im Erdgeschoss ist ein großer Veranstaltungsraum eingerichtet, den wir nach Corona dann auch tatsächlich nutzen können für Yoga- und Tangokurse, für Polittreffen, für Kinoabende und natürlich für unsere Hausplena. Neben der großen WG-Küche im Dachgeschoss, entsteht im Erdgeschoss außerdem eine zweite Küche zum Ausweichen mit Gästen und als Teeküche für das gemeinschaftliche Arbeitszzimmer.


Wie beim Strohhaus hatten wir Glück mit dem Bauprozess, größere Verzögerungen und Baustellenstillstände blieben uns erspart. Unser Motto vom ersten Haus bleibt: kein Baustopp, kein Burnout! Zum Beispiel waren wir beim Strohhaus wir mit dem Lehmputz zu weit in den Herbst und Winter geraten und mussten mit Diesel-Heißluftgeräten den Lehm trocknen, diesmal waren wir schneller. Spürbar war aber, dass Baukosten und Handwerker*innenmangel die Preise im Vergleich zu vor drei Jahren nach oben getrieben haben, fast hätten wir überhaupt keine Sanitärfirma gefunden.


Und wir haben aus unserem ersten Hausbau als Gruppe gelernt: unsere Eigenleistungen wurden noch einmal runtergeschraubt, denn anders als beim Strohbau haben inzwischen viele in der Gruppe Kinder. Das zweite Haus haben wir deshalb mit schnelleren Plenumsdiskussionen, mehr Vertrauen und Spielraum für unsere Bau-AG und etwas weniger auf dem Zahnfleisch gehend fertigbekommen. Es blieb immer noch genug zu tun, zum Beispiel die historischen Dielen auszubauen, zu säubern und neu zu verlegen.

Zwei Häuser – Ein Projekt


Jetzt sind wir also zwei Häuser und ein Projekt und geben uns erst einmal eine Baupause – zumindest für die ganz großen Projekte. Unsere Einweihungsparty fiel wegen Corona leider ins Wasser, das werden wir dann irgendwann als gigantische Post-Corona-Projektfeier nachholen. Wir sind stolz, inzwischen schon zwei Häuser gebaut zu haben und als Gruppe an diesen Bauten gewachsen und zu sein. Wir kommen an in Wustermark und auf unserem Gelände und freuen uns auf die nächsten Jahre miteinander.