Wir sind wurzeln und wirken – ein soziales und ökologisches Wohnprojekt im brandenburgischen Wustermark, 30 Bahnminuten von Berlin und Potsdam entfernt. Zur Zeit leben hier um die 30 Menschen im Alter vom Kleinkind bis zur Rentner*in und zwei Katzen, die das einen Hektar große Grundstück mit zwei Wohnhäusern und einem großen Garten gestalten und hier einen gemeinsamen Lebensmittelpunkt gefunden haben. Wir haben das Grundstück Ende 2014 gekauft, ein Haus in Stroh-Lehmbauweise gebaut und einen Altbau ökologisch und zum Teil mit Eigenleistungen saniert.
Für unser Zusammenleben haben wir uns auf gemeinsame Eckpunkte verständigt. Sie erstrecken sich von unseren Ansprüchen an gemeinsame Entscheidungsfindung über die Verteilung kollektiver Arbeiten bis zu unseren ökologischen und sozialen Ansprüchen, ohne dass wir alle diese Ansprüche jetzt bereits vollständig umsetzen.
Eckpunkte unseres Zusammenlebens:
Wir leben selbstorganisiert und entscheiden gemeinsam. Wir gestalten unseren Wohnraum gemeinsam, ohne Einschränkungen durch Vorgaben von Vermieter*innen. Wir sind Mitglied des Mietshäusersyndikats (MHS). Damit wird das Grundstück dem Immobilienmarkt entzogen und kann nicht mehr auf dem freien Markt verkauft werden. Wir sind Mieter*innen und Vermieter*innen zugleich. So bleiben die Häuser auch bei wechselnden Bewohner*innen im gemeinsamen Besitz der dort Wohnenden.
Wir entscheiden basisdemokratisch nach dem Konsens-Prinzip. Wir entscheiden gleichberechtigt (unabhängig von Gender, Bildungsgrad, Einkommen, etc.). Wir finanzieren gemeinsam die gemeinschaftlich genutzten Räume. Wir entscheiden gemeinsam über Projekt-Investitionen. Bei uns ist eine Mitgliedschaft ohne Eigenkapital möglich. Ökologisch nachhaltiges Zusammenleben ist uns wichtig. Wir bauen, sanieren und dämmen soweit wie möglich ökologisch.
Alle bringen sich in das Wohnprojekt ein und übernehmen entsprechend ihrer Stärken und Fähigkeiten Aufgaben, die beim Zusammenleben als Gruppe, beim Bewohnen, Verwalten und Instandhalten eines Grundstücks mit mehreren Gebäuden und beim Verfolgen unserer gemeinsam festgelegten Ziele anfallen.
Weil wir selbstverwaltet handeln, verteilen wir intern die Hausmeister*innentätigkeiten und die Organisationsaufgaben von GmbH und Verein. Wir organisieren regelmäßig Bau- und Theorietage, an denen sich alle an den praktischen Arbeiten auf dem Gelände beteiligen und in Gruppenthemen einbringen. Aufgaben und Prozesse werden von uns an uns delegiert, z.B. in Arbeitsgruppen (AGs).
Wir haben wechselnde Gemeinschaftsdienste (Kochen, Putzen, Moderation, Einkäufe, etc.), an denen sich alle beteiligen. Wir teilen Dienste genderunabhängig auf: Kinderklamotten-Lager, technische Aufgaben, etc. Bio und vegetarisch bis vegan kochen und essen ist unser Standard. Wir haben eine gemeinsame bio-vegan/vegetarische Essensversorgung über die FoodCoop mit Fokus auf regionale, saisonale und fair gehandelte Produkte. Die FoodCoop wird durch eine gemeinsame Essenskasse finanziert. Die Beiträge werden nach Durchschnittswert und Selbsteinschätzung gezahlt.
Eine Offenheit für Kinder und deren Belange ist uns wichtig. Das Wohnprojekt ermöglicht es uns, mit Menschen außerhalb der Kernfamilie zusammenzuwohnen. Wir unterstützen uns gegenseitig: bei der Kinderbetreuung, im Krankheitsfall, beim Teilen kollektiver und privater Ressourcen (Werkzeuge, Klamotten, VBB-Tickets), mit Wissen und Praxiserfahrung (z.B. Unterstützung bei IT-Problemen oder im handwerklichen Bereich), durch gemeinsames Einkaufen, durch offene Ohren/gegenseitiges Zuhören. Bei Belastung von Wohnprojektmitgliedern haben wir ein offenes Ohr und unterstützen je nach Möglichkeiten (z.B. bei der Sorgearbeit).
Konfliktbeteiligte arbeiten aktiv an der Lösung ihres Konflikts (durch direktes Gespräch, Gespräch mit unbeteiligter Person aus dem Projekt oder durch Supervision begleitetes Gespräch). Wir treffen uns regelmäßig zu Plena, als Gesamtgruppe, als AGs und innerhalb der Wohngemeinschaften. Wir gehen wohlwollend und empathisch miteinander um.
Wir kennen Ideen aus der sozial-ökologischen Transformationsbewegung, diskutieren sie und probieren einzelne aus. Bei der Wahl von Heizung und Energieerzeugung (PV-Anlage) legen wir ökologische Kriterien an. Unseren Strom beziehen wir von einem unabhängigen Ökostromanbieter und von den Solarmodulen auf der Scheune. Wir bewegen uns im Alltag weitgehend autofrei und teilen uns gemeinschaftlich so wenige Autos wie möglich (aktuell 2 Autos für alle). Wir versuchen möglichst ressourcenschonend zu leben. Dafür teilen wir viele Dinge (z.B. Werkzeug, Kinderbedarf, Technik, Gartenausstattung), versuchen Dinge zu reparieren und kaufen, wenn möglich und sinnvoll, gebraucht. Wir verbrauchen so wenig Energie wie möglich und sparen Wasser. Unsere Gartenbewässerung organisieren wir vor allem mit Regenwasser.
Wir informieren uns über die Aktivitäten im Mietshäusersyndikat(MHS), vernetzen uns mit weiteren MHS-Projekten und nehmen im Rahmen unserer Möglichkeiten an regionalen und überregionalen MHS-Treffen teil. Wir lernen von den Erfahrungen anderer Wohnprojekte.
Wir fühlen uns der Umwelt-, der Klima- und der Postwachstumsbewegung verbunden sowie den globalen Bewegungen für Demokratie und sozial-ökologische Gerechtigkeit. Religion und Spiritualität sind Privatangelegenheiten, solange sie unseren anderen Werten nicht widersprechen. Wir versuchen uns sensibel in Bezug auf Rassismus und Gender sowie Unterschiede bei Bildungsgrad, Klasse und sozioökonomischem Status zu verhalten. Wir reflektieren unsere Privilegien. Wir thematisieren und reflektieren wahrgenommene Hierarchien.